Weinjahrgang 2024 in Deutschland

Ein Jahr der Herausforderungen und Chancen

Wetter und Wetterkapriolen

Der Jahrgang 2024 begann mit einem milden Winter, der den Austrieb der Reben früh einleitete. Allerdings sorgten späte Frostperioden im April in einigen Regionen für erhebliche Schäden, insbesondere in tiefer gelegenen Lagen. Der Frühsommer zeigte sich wechselhaft mit starken Regenfällen, die die Gefahr von Pilzkrankheiten wie Mehltau erhöhten. Der Juli und August brachten dann eine Hitzewelle mit Temperaturen über 35 °C, gefolgt von Gewittern und lokalem Hagel, die in einigen Anbaugebieten zu Ertragsausfällen führten.

Austrieb und Vegetationsphase

Dank des milden Winters trieben die Reben bereits im März aus, etwa zwei Wochen früher als im langjährigen Durchschnitt. Die frühe Vegetation machte die Reben jedoch anfällig für die späten Fröste im April. Trotz der Herausforderungen entwickelten sich die Reben in den meisten Regionen gut, da die warmen Phasen im Sommer das Wachstum förderten.

Herbst und Ernte

Der Herbst 2024 war von starken Kontrasten geprägt: Während der September noch warm und sonnig war, sorgten kühle und regnerische Phasen im Oktober für eine verzögerte Reife in einigen Gebieten. Die Ernte begann je nach Region zwischen Ende September und Mitte Oktober. Winzer mussten flexibel sein, um die optimalen Lesezeitpunkte zu nutzen und die Qualität der Trauben zu sichern.

Erntemenge und Qualität

Die Erntemenge 2024 liegt voraussichtlich leicht unter dem Durchschnitt, bedingt durch Frostschäden, Hagel und die selektive Lese. Dennoch überzeugt die Qualität: Die Trauben zeigen intensive Aromen, ausgewogene Säure und gute Zuckerwerte. Besonders die spätreifenden Sorten wie Riesling profitieren von den sonnigen Herbsttagen und versprechen elegante, lagerfähige Weine.

Der Weinjahrgang 2024 ist ein Jahr der Kontraste – geprägt von Wetterextremen, aber auch von großer Sorgfalt und Expertise der Winzer. Die Weine werden voraussichtlich durch ihre Finesse und Komplexität überzeugen, wobei die Mengen begrenzt sind. Ein Jahrgang für Kenner und Liebhaber, der die Vielfalt und Widerstandsfähigkeit des deutschen Weinbaus unterstreicht.

Die großen Regionen

Rheinhessen

  • Wetter: Rheinhessen erlebte einen milden Winter, gefolgt von spätem Frost im April, der vor allem in tieferen Lagen Schäden verursachte. Der Sommer war heiß und trocken, mit vereinzelten Gewittern.

  • Austrieb & Vegetation: Früher Austrieb im März, gefolgt von einer guten Entwicklung trotz der Frostschäden.

  • Ernte & Qualität: Die Ernte begann Ende September. Die Trauben zeigen intensive Aromen, besonders bei Riesling und Silvaner. Die Qualität ist sehr gut, mit ausgewogener Säure und Frucht.

  • Erntemenge: Etwa 5–10 % unter dem Durchschnitt aufgrund von Frost und selektiver Lese.

Pfalz

  • Wetter: Die Pfalz profitierte von einem warmen Frühjahr, aber auch hier gab es späte Frostnächte. Der Sommer war sonnig und heiß, mit vereinzelten Hagelereignissen.

  • Austrieb & Vegetation: Früher Austrieb und gute Entwicklung, besonders in höheren Lagen.

  • Ernte & Qualität: Die Ernte begann Anfang Oktober. Die Weine, insbesondere Riesling und Spätburgunder, versprechen hohe Qualität mit reifen Aromen und guter Struktur.

  • Erntemenge: Leicht unterdurchschnittlich, etwa 8–12 % weniger als im Vorjahr.

Baden

  • Wetter: Baden hatte einen milden Winter, aber auch hier sorgte späte Kälte im April für Frostschäden. Der Sommer war heiß und trocken, ideal für die Reifung der Trauben.

  • Austrieb & Vegetation: Früher Austrieb, gefolgt von einer guten Entwicklung, besonders bei Burgundersorten.

  • Ernte & Qualität: Die Ernte begann Mitte Oktober. Die Weine, vor allem Spätburgunder und Grauburgunder, zeigen reife Fruchtaromen und eine elegante Struktur.

  • Erntemenge: Etwa 5–10 % unter dem Durchschnitt, aber mit hervorragender Qualität.

Württemberg

  • Wetter: Württemberg erlebte einen milden Winter, aber späte Fröste im April trafen vor allem Trollinger- und Lemberger-Reben. Der Sommer war warm mit ausreichend Regen.

  • Austrieb & Vegetation: Früher Austrieb, gefolgt von einer soliden Entwicklung trotz der Frostschäden.

  • Ernte & Qualität: Die Ernte begann Anfang Oktober. Die Rotweine, insbesondere Trollinger und Lemberger, zeigen reife Tannine und fruchtige Aromen.

  • Erntemenge: Etwa 10–15 % unter dem Durchschnitt, aber mit guter Qualität.

Franken

  • Wetter: Franken hatte einen milden Winter, aber späte Fröste im April trafen vor allem die frühen Sorten wie Müller-Thurgau. Der Sommer war warm, mit ausreichend Regen für die Reben.

  • Austrieb & Vegetation: Früher Austrieb, gefolgt von einer guten Entwicklung, besonders bei Silvaner und Riesling.

  • Ernte & Qualität: Die Ernte begann Mitte Oktober. Die Weine, insbesondere Silvaner, zeigen mineralische Noten und eine frische Säure.

  • Erntemenge: Etwa 10–15 % unter dem Durchschnitt, aber mit sehr guter Qualität.

Fazit zum Jahrgang 2024

Der Weinjahrgang 2024 ist ein Jahr der Herausforderungen, aber auch der Chancen. Trotz Wetterkapriolen wie spätem Frost, Hitze und Hagel zeigen die Weine aus Rheinhessen, Pfalz, Baden, Württemberg und Franken eine hervorragende Qualität. Die Erntemengen sind zwar geringer, aber die Weine überzeugen durch ihre Finesse, Reife und Komplexität. Ein Jahrgang, der die Vielfalt und Widerstandsfähigkeit des deutschen Weinbaus unterstreicht.

 Die kleineren Regionen

Rheingau

Im Rheingau blieb die Erntemenge mit etwa 222.000 Hektolitern nahezu stabil und verzeichnete lediglich einen minimalen Rückgang von 1 % im Vergleich zum Vorjahr. Trotz der Spätfröste im April, die in vielen Weinbaugebieten Deutschlands Schäden verursachten, blieb der Rheingau weitgehend verschont. Die ausreichende Wasserversorgung während der Vegetationsperiode förderte die Mineralstoffaufnahme der Reben, was zu extraktreichen Weinen mit ausgeprägter Mineralität führte. Die verlängerte Reifephase der Trauben begünstigte zudem die Entwicklung intensiver Aromen, sodass Weinliebhaber sich auf frische, fruchtbetonte Weine mit moderatem Alkoholgehalt freuen können.

Nahe

An der Nahe wurden im Jahr 2024 rund 265.000 Hektolitern Weinmost geerntet, was einem Rückgang von 15 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch hier stellten die Spätfröste im April eine Herausforderung dar, die zu regionalen Ertragsverlusten führten. Dennoch profitierten die verbleibenden Reben von den reichlichen Niederschlägen, die eine optimale Nährstoffversorgung sicherstellten. Die daraus resultierenden Weine zeichnen sich durch Frische, Lebendigkeit und eine ausgeprägte Fruchtigkeit aus, begleitet von einer bemerkenswerten Mineralität.

Ahr

Die Weinregion Ahr war im Jahr 2024 besonders stark von witterungsbedingten Verlusten betroffen. Mit einer Erntemenge von lediglich 15.000 Hektolitern verzeichnete die Region einen dramatischen Rückgang von 64 % im Vergleich zum Vorjahr. Ursächlich hierfür waren Spätfröste im April, die den jungen Austrieb der Reben erheblich schädigten. Trotz dieser Herausforderungen gelang es den Winzern, Trauben von hoher Qualität zu erzeugen. Die Weine des Jahrgangs 2024 präsentieren sich fruchtbetont und lebendig, mit moderaten Alkoholgehalten, die dem aktuellen Trend zu leichteren Weinen entsprechen.

Sachsen

In Sachsen führten die extremen Wetterbedingungen zu einer der geringsten Erntemengen seit Jahrzehnten. Mit nur 9.000 Hektolitern lag die Produktion um 70 % unter der des Vorjahres. Besonders die Spätfröste im April richteten erhebliche Schäden an den jungen Reben an. Dennoch konnten die sächsischen Winzer durch sorgfältige Pflege und Selektion Trauben von bemerkenswerter Qualität hervorbringen. Die Weine des Jahrgangs 2024 zeichnen sich durch Frische, eine lebendige Säurestruktur und eine klare Fruchtaromatik aus, begleitet von einer feinen Mineralität, die auf die geologischen Besonderheiten der Region zurückzuführen ist.

Fazit zum Jahrgang 2024

Der Weinjahrgang 2024 in den Regionen Rheingau, Nahe, Ahr und Sachsen war von erheblichen klimatischen Herausforderungen geprägt, die zu teils drastischen Ertragsverlusten führten. Dennoch ist es den Winzern gelungen, durch engagierte Arbeit und Anpassungsfähigkeit Weine von hoher Qualität zu erzeugen. Weinliebhaber dürfen sich auf frische, fruchtige und mineralische Weine freuen, die trotz der geringeren Mengen das Potenzial haben, zu begehrten Spezialitäten des Jahrgangs zu avancieren.